Gin-Herstellung: Von der Botanicals-Auswahl bis zur perfekten Spirituose
Gin hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Renaissance erlebt. Vom klassischen London Dry bis hin zu experimentellen Craft-Gins mit exotischen Botanicals – kaum ein Spirituosenbereich ist heute so vielfältig. Doch wie genau entsteht Gin eigentlich? Dieser Blogbeitrag nimmt dich Schritt für Schritt mit durch den Herstellungsprozess, erklärt zentrale Begriffe und zeigt, warum Gin so unglaublich wandelbar ist.
1. Was ist Gin überhaupt?
Gin ist eine Wacholderspirituose – das heißt: Der dominante Hauptgeschmacksanteil muss die Wacholderbeere sein. Erst danach kommen weitere Aromen hinzu, die sogenannten Botanicals.
Zu den wichtigsten gesetzlichen Vorgaben gehören:
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mindestens 37,5 % vol. Alkoholgehalt,
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dominanter Wacholdergeschmack,
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Verwendung eines hochprozentigen Neutralalkohols als Basis.
Daraus ergibt sich ein riesiges kreatives Spielfeld für Brennereien weltweit.
2. Die Grundlage: Neutralalkohol
Die Gin-Herstellung beginnt mit einem möglichst geschmacksneutralen Alkohol, meist hergestellt aus:
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Getreide (Weizen, Roggen, Gerste),
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seltener Melasse, Trauben oder Kartoffeln.
Je hochwertiger der Basisalkohol, desto klarer und eleganter wird später der Gin. Einige Craft-Distilleries brennen sogar den Neutralalkohol selbst – andere kaufen ihn zu.
3. Die Stars des Gins: Botanicals
Botanicals sind aromatische Kräuter, Wurzeln, Gewürze oder Früchte. Sie verleihen jedem Gin seine ganz eigene Handschrift.
Typische Botanicals:
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Wacholder (Pflicht & Herzstück)
- Honig
- Ingwer
- Chili
- Fichtensprossen
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Koriandersamen
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Angelikawurzel
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Zitronen, Limetten- und Orangenschalen
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Kardamom
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Pfeffer
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Zimt
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Lavendel
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Rosmarin
Moderne Craft-Gins nutzen kreative Zutaten wie Mango, Basilikum, Kakao, Hopfen, Knoblauch oder sogar Waldpilze.
4. Die drei klassischen Methoden der Gin-Herstellung
4.1 Mazeration (Einlegen)
Die Botanicals werden in Neutralalkohol eingelegt – meist für 12 bis 48 Stunden.
Der Alkohol extrahiert die aromatischen Öle. Danach wird der gesamte Ansatz destilliert.
Der Alkohol extrahiert die aromatischen Öle. Danach wird der gesamte Ansatz destilliert.
Merkmale:
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intensiver, vollmundiger Geschmack
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klassische Methode für viele London Dry Gins
4.2 Perkolation (Gin-Basket-Methode)
Hier hängt ein Botanical-Korb im aufsteigenden Alkoholdampf der Destille. Die Dämpfe ziehen die Aromen heraus.
Vorteile:
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besonders frische, florale oder zitruslastige Aromen
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weniger bittere Stoffe als bei der Mazeration
Viele Premium-Gins setzen auf eine Kombination aus Mazeration + Perkolation.
4.3 Kaltmazeration (Infusion ohne Destillation)
Botanicals werden nach der Destillation direkt in den fertigen Alkohol eingelegt.
Ergebnis:
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aromastarke, oft farbige Gins
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wird für New Western-Style Gins oder Sloe Gin verwendet
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darf rechtlich oft kein „London Dry Gin“ heißen
5. Der Destillationsprozess
Je nach Destille – kupferne Pot Stills (Brennblase) oder moderne Säulendestillen – verläuft die Destillation unterschiedlich, aber immer gilt:
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Flüssigkeit wird erhitzt.
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Alkohol verdampft früher als Wasser.
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Dampf zieht Aromen der Botanicals mit.
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Der Dampf kondensiert im Kühlapparat.
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Es entsteht ein hochkonzentrierter Aromadestillat.
Wichtig:
Während der Destillation trennt der Destillateur den Vorlauf (schädlich und unrein) sowie den Nachlauf (zu schwere Noten). Nur der Mittellauf ist trinkbar und hochwertig.
Während der Destillation trennt der Destillateur den Vorlauf (schädlich und unrein) sowie den Nachlauf (zu schwere Noten). Nur der Mittellauf ist trinkbar und hochwertig.
6. Verdünnung, Ruhephase & Abfüllung
Nach der Destillation hat der Gin in der Regel noch 96 % vol.
Er wird nun mit weichem Quell- oder Reinstwasser auf die gewünschte Trinkstärke (meist 40–47 % vol.) reduziert. Eine Ausnahme stellt hier der Navy Strength Gin mit mind. 57 % vol. dar. Die Geschichte hierzu findet ihr hier: Geschichte & Entstehung des Navy Strength Gin
Er wird nun mit weichem Quell- oder Reinstwasser auf die gewünschte Trinkstärke (meist 40–47 % vol.) reduziert. Eine Ausnahme stellt hier der Navy Strength Gin mit mind. 57 % vol. dar. Die Geschichte hierzu findet ihr hier: Geschichte & Entstehung des Navy Strength Gin
Danach folgt eine Ruhe- oder „Marrying“-Phase von einigen Tagen bis Wochen, damit sich die Aromen harmonisch verbinden.
Zum Schluss wird gefiltert und abgefüllt.
7. Die verschiedenen Gin-Arten
London Dry Gin
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darf nur natürliche Botanicals enthalten
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keine Süßung über 0,1 g/L
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Geschmack entsteht ausschließlich durch Destillation
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klar, trocken, klassisch
Dry Gin
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ähnlich London Dry, aber weniger streng
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kleine Zusätze oder Süße erlaubt
Distilled Gin
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Mindestanforderung: Destillation mit Botanicals
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Aromatisierung nach der Destillation erlaubt
Sloe Gin
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Likör aus Schlehen und Gin
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ca. 25–30 % vol.
New Western Dry / Contemporary Gin
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experimentell, Wacholder nicht immer dominant
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fruchtig, floral, modern
8. Warum Gin so beliebt ist
Gin ist ein Paradies für kreative Brenner. Er lässt sich geschmacklich fast unendlich variieren und bietet die perfekte Grundlage für Drinks wie:
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Gin Tonic
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Negroni
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Martini
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Bramble
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Tom Collins
Zudem kann eine kleine Brennerei mit überschaubarem Equipment hochwertige Gins herstellen – ideal für die Craft-Bewegung.
Fazit: Die Kunst der Gin-Herstellung
Gin ist mehr als nur Spirituose – es ist ein Zusammenspiel aus Handwerk, Tradition und kreativer Aromatik. Ob klassisch-herb oder exotisch-fruchtig: Jede Flasche erzählt die Geschichte ihrer Botanicals und ihrer Herstellungsmethode.
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