Gin-Herstellung: Von der Botanicals-Auswahl bis zur perfekten Spirituose. Alle Informationen über die Herstellung von Gin.

Was ist eigentlich Gin?

5. Dezember 2025Jan Zientarra

Gin-Herstellung: Von der Botanicals-Auswahl bis zur perfekten Spirituose

Gin hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Renaissance erlebt. Vom klassischen London Dry bis hin zu experimentellen Craft-Gins mit exotischen Botanicals – kaum ein Spirituosenbereich ist heute so vielfältig. Doch wie genau entsteht Gin eigentlich? Dieser Blogbeitrag nimmt dich Schritt für Schritt mit durch den Herstellungsprozess, erklärt zentrale Begriffe und zeigt, warum Gin so unglaublich wandelbar ist.
 

1. Was ist Gin überhaupt?

Gin ist eine Wacholderspirituose – das heißt: Der dominante Hauptgeschmacksanteil muss die Wacholderbeere sein. Erst danach kommen weitere Aromen hinzu, die sogenannten Botanicals.
 
Zu den wichtigsten gesetzlichen Vorgaben gehören:
 
  • mindestens 37,5 % vol. Alkoholgehalt,
     
  • dominanter Wacholdergeschmack,
     
  • Verwendung eines hochprozentigen Neutralalkohols als Basis.
     
Daraus ergibt sich ein riesiges kreatives Spielfeld für Brennereien weltweit.
 

2. Die Grundlage: Neutralalkohol

Die Gin-Herstellung beginnt mit einem möglichst geschmacksneutralen Alkohol, meist hergestellt aus:
 
  • Getreide (Weizen, Roggen, Gerste),
     
  • seltener Melasse, Trauben oder Kartoffeln.
     
Je hochwertiger der Basisalkohol, desto klarer und eleganter wird später der Gin. Einige Craft-Distilleries brennen sogar den Neutralalkohol selbst – andere kaufen ihn zu.
 

3. Die Stars des Gins: Botanicals

Botanicals sind aromatische Kräuter, Wurzeln, Gewürze oder Früchte. Sie verleihen jedem Gin seine ganz eigene Handschrift.
 
Typische Botanicals:
 
  • Wacholder (Pflicht & Herzstück)

  • Honig

  • Ingwer
  • Chili
  • Fichtensprossen

  • Koriandersamen
     
  • Angelikawurzel
     
  • Zitronen, Limetten- und Orangenschalen
     
  • Kardamom
     
  • Pfeffer
     
  • Zimt
     
  • Lavendel
     
  • Rosmarin
Moderne Craft-Gins nutzen kreative Zutaten wie Mango, Basilikum, Kakao, Hopfen, Knoblauch oder sogar Waldpilze.
 

4. Die drei klassischen Methoden der Gin-Herstellung

4.1 Mazeration (Einlegen)

Die Botanicals werden in Neutralalkohol eingelegt – meist für 12 bis 48 Stunden.
Der Alkohol extrahiert die aromatischen Öle. Danach wird der gesamte Ansatz destilliert.
 
Merkmale:
 
  • intensiver, vollmundiger Geschmack
     
  • klassische Methode für viele London Dry Gins
     

4.2 Perkolation (Gin-Basket-Methode)

Hier hängt ein Botanical-Korb im aufsteigenden Alkoholdampf der Destille. Die Dämpfe ziehen die Aromen heraus.
 
Vorteile:
 
  • besonders frische, florale oder zitruslastige Aromen
     
  • weniger bittere Stoffe als bei der Mazeration
     
Viele Premium-Gins setzen auf eine Kombination aus Mazeration + Perkolation.
 

4.3 Kaltmazeration (Infusion ohne Destillation)

Botanicals werden nach der Destillation direkt in den fertigen Alkohol eingelegt.
 
Ergebnis:
 
  • aromastarke, oft farbige Gins
     
  • wird für New Western-Style Gins oder Sloe Gin verwendet
     
  • darf rechtlich oft kein „London Dry Gin“ heißen
     

5. Der Destillationsprozess

Je nach Destille – kupferne Pot Stills (Brennblase) oder moderne Säulendestillen – verläuft die Destillation unterschiedlich, aber immer gilt:
 
  1. Flüssigkeit wird erhitzt.
     
  2. Alkohol verdampft früher als Wasser.
     
  3. Dampf zieht Aromen der Botanicals mit.
     
  4. Der Dampf kondensiert im Kühlapparat.
     
  5. Es entsteht ein hochkonzentrierter Aromadestillat.
     
Wichtig:
Während der Destillation trennt der Destillateur den Vorlauf (schädlich und unrein) sowie den Nachlauf (zu schwere Noten). Nur der Mittellauf ist trinkbar und hochwertig.
 

6. Verdünnung, Ruhephase & Abfüllung

Nach der Destillation hat der Gin in der Regel noch 96 % vol.
Er wird nun mit weichem Quell- oder Reinstwasser auf die gewünschte Trinkstärke (meist 40–47 % vol.) reduziert. Eine Ausnahme stellt hier der Navy Strength Gin mit mind. 57 % vol. dar. Die Geschichte hierzu findet ihr hier: Geschichte & Entstehung des Navy Strength Gin
 
Danach folgt eine Ruhe- oder „Marrying“-Phase von einigen Tagen bis Wochen, damit sich die Aromen harmonisch verbinden.
 
Zum Schluss wird gefiltert und abgefüllt.
 

7. Die verschiedenen Gin-Arten

London Dry Gin

  • darf nur natürliche Botanicals enthalten
     
  • keine Süßung über 0,1 g/L
     
  • Geschmack entsteht ausschließlich durch Destillation
     
  • klar, trocken, klassisch
     

Dry Gin

  • ähnlich London Dry, aber weniger streng
     
  • kleine Zusätze oder Süße erlaubt
     

Distilled Gin

  • Mindestanforderung: Destillation mit Botanicals
     
  • Aromatisierung nach der Destillation erlaubt
     

Sloe Gin

  • Likör aus Schlehen und Gin
     
  • ca. 25–30 % vol.
     

New Western Dry / Contemporary Gin

  • experimentell, Wacholder nicht immer dominant
     
  • fruchtig, floral, modern
     

8. Warum Gin so beliebt ist

Gin ist ein Paradies für kreative Brenner. Er lässt sich geschmacklich fast unendlich variieren und bietet die perfekte Grundlage für Drinks wie:
 
  • Gin Tonic
     
  • Negroni
     
  • Martini
     
  • Bramble
     
  • Tom Collins
     
Zudem kann eine kleine Brennerei mit überschaubarem Equipment hochwertige Gins herstellen – ideal für die Craft-Bewegung.
 

Fazit: Die Kunst der Gin-Herstellung

Gin ist mehr als nur Spirituose – es ist ein Zusammenspiel aus Handwerk, Tradition und kreativer Aromatik. Ob klassisch-herb oder exotisch-fruchtig: Jede Flasche erzählt die Geschichte ihrer Botanicals und ihrer Herstellungsmethode.

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